Die aktuelle Debatte um Abschiebungen von Geflüchteten: Die Menschen hinter den Zahlen
Die politische Debatte um die Abschiebung von Geflüchteten spitzt sich weiter zu, insbesondere im Hinblick auf die bevorstehenden Wahlen. Es scheint, als wäre der Fokus vieler Entscheidungsträger in erster Linie auf politische Erfolge und Wahlergebnisse gerichtet. Aber wie oft werden die Menschen in den Mittelpunkt gestellt, deren Leben direkt davon betroffen ist?
Der überwiegende Teil der Geflüchteten, die in Deutschland leben, sind keine Straftäter. Es sind Menschen, die sich in die Gesellschaft integriert haben, unsere Sprache sprechen und oft bereits fest im Arbeitsleben stehen. Sie haben Kinder, die unsere Schulen besuchen und sich in das Bildungssystem eingliedern, mit dem Ziel, Abitur zu machen und in der Zukunft einen wertvollen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten.
Immer wieder betont die Politik den Fachkräftemangel. Dabei wird oft übersehen, dass nicht nur Ärzte, Ingenieure oder Informatiker dringend gebraucht werden. Auch Busfahrer, Pflegekräfte, Kindergärtner und LKW-Fahrer sind essenzielle Berufszweige, die unser tägliches Leben am Laufen halten. Viele dieser dringend benötigten Fachkräfte kommen aus den Reihen der Geflüchteten – Menschen, die schon lange hier leben, aber nur mit Duldungen oder befristeten Aufenthaltstiteln.
Die Einzelschicksale hinter der Politik
Nehmen wir zum Beispiel die Geschichte von Ahmad aus Afghanistan. Ahmad lebt seit sieben Jahren in Deutschland, hat eine Ausbildung als Krankenpfleger absolviert und arbeitet nun in einem Altenheim. Er ist ein geschätzter Kollege, und die Bewohner des Altenheims schätzen seine Fürsorge. Seine beiden Kinder besuchen die Grundschule, und seine Frau hat kürzlich einen Integrationskurs abgeschlossen. Doch trotz all seiner Bemühungen muss Ahmad regelmäßig um die Verlängerung seines Aufenthalts bangen. Mit der aktuellen politischen Lage und der Frage, ob Afghanistan bald als sicheres Herkunftsland eingestuft wird, könnte er jederzeit vor der Abschiebung stehen.
Ein anderes Beispiel ist Fatima aus Syrien, die nach ihrer Flucht in Deutschland als Kindergärtnerin arbeitet. Sie hat sich ein Leben aufgebaut, sich in die Gemeinde integriert und gibt Kindern täglich die Unterstützung, die sie brauchen. Ihre Tochter steht kurz vor dem Abitur und träumt davon, Ärztin zu werden. Aber auch Fatima ist nur geduldet, und eine Einstufung Syriens als sicheres Herkunftsland könnte ihre gesamte Existenz gefährden.
Und dann ist da noch Naveed, der seit zehn Jahren in Deutschland lebt und als LKW-Fahrer arbeitet. Er sorgt nicht nur für den Transport von Gütern quer durch Deutschland, sondern auch für den Unterhalt seiner Familie. Seine Frau und drei Kinder sind fest verwurzelt in ihrer Gemeinde, doch auch Naveeds Aufenthalt ist immer nur befristet, und die Unsicherheit ist ein ständiger Begleiter.
Die Frage der Gerechtigkeit
Ein beunruhigender Aspekt dieser Debatte ist, dass häufig Menschen, die gut integriert sind und sich ein Leben aufgebaut haben, als Erste von Abschiebungen betroffen sind. Sie haben Arbeitsplätze, zahlen Steuern, haben Wohnungen, und ihre Kinder sind in unseren Bildungseinrichtungen. Gleichzeitig gibt es Geflüchtete, die schwere Straftaten begangen haben, bei denen die Abschiebung jedoch oft nicht vollzogen werden kann, weil sie untertauchen.
Wie soll eine Gesellschaft funktionieren, wenn diejenigen, die sich integrieren, hart arbeiten und Teil dieser Gesellschaft geworden sind, abgeschoben werden, während andere, die das Gesetz gebrochen haben, bleiben?
Hoffnung und Perspektive
Diese Menschen brauchen Hoffnung und eine klare Perspektive für ihre Zukunft. Ohne eine solche Aussicht laufen wir Gefahr, das Gegenteil dessen zu erreichen, was wir eigentlich anstreben. Wenn Menschen, die sich integriert haben, ständig in Unsicherheit leben, wird ihnen die Motivation genommen, weiter am Aufbau ihres Lebens in Deutschland zu arbeiten. Ihre Kinder, die oft keine andere Heimat kennen, verlieren das Vertrauen in die Gesellschaft, die sie eigentlich schützen und unterstützen sollte.
Anstatt Integration zu fördern, riskieren wir, durch ständige Unsicherheit und drohende Abschiebung Ängste und Resignation zu schüren. Wenn Menschen keine Zukunft sehen, wird das Vertrauen in den Staat und die Gesellschaft zerstört. Eine erfolgreiche Integration braucht Stabilität und eine echte Perspektive – nicht nur für die Fachkräfte, die dringend benötigt werden, sondern für alle, die bereits Teil unserer Gemeinschaft sind.
Hoffnung und die Möglichkeit, eine sichere Zukunft zu gestalten, sind essenziell für den sozialen Zusammenhalt. Ansonsten verlieren wir Menschen, die wertvolle Beiträge leisten, und schaffen eine Gesellschaft voller Unsicherheiten und Ängste. Es liegt in der Verantwortung der Politik, genau diese Perspektive zu bieten, um ein friedliches und konstruktives Miteinander zu sichern.