Musikschule Leichlingen: Werden die Kurse für die Kleinsten bald deutlich teurer?
Musik ist ein wichtiger Baustein frühkindlicher Entwicklung. In den Eltern-Kind-Kursen der Musikschule Leichlingen erleben Babys und Kleinkinder gemeinsam mit ihren Eltern erste musikalische Erfahrungen – spielerisch, ohne Leistungsdruck und ohne langfristige Bindung. Dieses Angebot war bislang auch für Familien mit kleinerem Einkommen gut nutzbar. Doch das könnte sich bald ändern.
Die Stadtverwaltung schlägt eine umfassende Neufassung der Entgeltordnung vor, die am heutigen Montag im Ausschuss für Bildung, Kultur und Sport beraten wird. Die Sitzung beginnt um 17 Uhr im Ratssaal des Rathauses. Die geplante Neuregelung betrifft fast alle Altersgruppen – mit teils deutlichen Preiserhöhungen.
Was bislang galt:
Für Kinder im Alter von acht bis 47 Monaten – also Musikküken, Musikzwerge und Musikwichtel – kostete ein Kurs mit 13 Unterrichtseinheiten à 45 Minuten bislang 76,50 Euro. Es bestand keine Vertragsbindung, und während der Schulferien oder an Feiertagen fielen keine Kosten an.
Was künftig geplant ist:
Künftig sollen Eltern-Kind-Kurse nur noch im Rahmen eines festen Jahresvertrags angeboten werden – zu einem Preis von 276 Euro jährlich, also 23 Euro monatlich. Auch in Monaten mit unterrichtsfreien Wochen müssen die Beiträge dann gezahlt werden.
Für Familien, deren Kind nur einen Kurs mit 13 Einheiten besuchen möchte und danach nicht weitermacht, entspricht das einer Preissteigerung von über 260 %. Denn statt einmalig 76,50 Euro wären künftig 276 Euro fällig – selbst wenn das Angebot nicht vollständig genutzt wird.
📌 Wichtig: Neue Kündigungsfristen verschärfen die Situation zusätzlich
Der Vertrag kann nur mit zwei Monaten Frist zum 30.06. oder 31.12. gekündigt werden.
Beispiel:
Wer im Mai mit dem Kurs beginnt, kann erst zum 31.12. kündigen – denn die Kündigungsfrist zum 30.06. ist zu diesem Zeitpunkt bereits verstrichen. Das bedeutet:
📆 Mindestens acht Monate müssen gezahlt werden – auch in den Sommerferien, obwohl keine Kurse stattfinden.
💰 8 × 23 € = 184 Euro
Zum Vergleich:
Früher: 76,50 Euro für einen Kurs
Neu (bei Einstieg im Mai): 184 Euro
➕ Preissteigerung: ca. 140 %
„Ein Jahresvertrag für Kleinkinder ist unrealistisch“
Viele Eltern fragen sich: Warum ist ausgerechnet bei Kleinkindern eine feste Jahresbindung notwendig?
Gerade bei den Jüngsten möchten sich viele Eltern nicht sofort auf ein ganzes Jahr festlegen. Ob ein Kind Freude an einem Kurs hat, sich wohlfühlt oder regelmäßig teilnehmen kann, zeigt sich nicht nur in den ersten Einheiten – es kann sich auch im Laufe der Zeit stark verändern. Entwicklungsschritte, Krankheiten, Kita-Eingewöhnung oder familiäre Umstellungen wirken sich auf den Alltag schnell aus.
Die bisherige Lösung – ein überschaubarer Kursumfang mit der Möglichkeit zur Verlängerung – wurde daher von vielen Familien als fair, flexibel und familienfreundlich geschätzt.
„Ein Jahresvertrag für Kleinkinder ist unrealistisch. Wir können gar nicht garantieren, dass wir jede Woche teilnehmen – wegen Krankheiten oder Kita-Eingewöhnung“, sagt ein Vater. Eine andere Mutter ergänzt: „Wir wollten einfach mal reinschnuppern und schauen, ob es unserem Kind überhaupt gefällt. Für einen einmaligen Kurs fast 130 – 300 Euro zu zahlen, ist für uns nicht machbar.“
Auch andere Angebote betroffen:
Die geplante Entgelterhöhung betrifft nicht nur die Jüngsten:
Auch für Kinder ab vier Jahren sind Preissteigerungen vorgesehen.
Musikalische Früherziehung, musikalische Grundausbildung und Tanzkurse (jeweils 60 Minuten):
- Bisher: 240 Euro jährlich
- Geplant: 312 Euro jährlich
Das entspricht einer Erhöhung um 30 %.
Was die Verwaltung sagt:
Die Stadtverwaltung begründet die geplanten Anpassungen mit gestiegenen Personalkosten sowie der geplanten Umstellung von Honorarverträgen auf sozialversicherungspflichtige Festanstellungen. Mit den neuen Gebühren rechnet sie mit Mehreinnahmen von rund 100.000 Euro jährlich.
Allerdings zeigt die vorgelegte Kostenrechnung: Ein kostendeckender Betrieb wird selbst mit den höheren Entgelten nicht erreicht. Die letzte Gebührenerhöhung liegt laut Verwaltung über acht Jahre zurück.
Künftig sollen die Gebühren außerdem altersabhängig gestaffelt werden. Erwachsene Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen künftig einen Zuschlag von 15 % zahlen.
Kritik aus der Zivilgesellschaft:
Önder Balkaya von Leichlingen Hilft kritisiert die Pläne:
„Kulturelle Bildung darf kein Luxusgut werden. Musikangebote für Kleinkinder sind ein Beitrag zur Chancengleichheit – sie müssen auch für Familien mit wenig Geld zugänglich bleiben.“
Jetzt ist die Politik gefragt:
In einer Zeit, in der nahezu alles teurer wird – von Lebensmitteln über Mieten bis hin zu Freizeitangeboten – trifft eine solche Erhöhung besonders Familien mit kleinen Kindern.
Musik soll Freude machen, fördern und verbinden – und nicht zur Frage des Geldbeutels werden.
Heute Abend haben die Mitglieder des Bildungsausschusses die Möglichkeit, ein Zeichen zu setzen:
Für mehr Teilhabe, familienfreundliche Strukturen und einen gerechten Zugang zur musikalischen Frühförderung in Leichlingen.