Die Welt lebt von Veränderungen

Getarnt als unterhaltsamer Kettenbrief macht aktuell ein Text mit rassistische Inhaltenen die Runde in Sozialen Medien – wie so viele andere Texte auch. Dabei spielt es bei den meisten Texten dieser Art überhaupt keine Rolle, ob sich Kinder zum Karneval wirklich als Indianer verkleidet haben oder Bücher lasen, deren Inhalt heute keiner mehr gutheißen würde.
Kindheitserinnerungen, wohlige Momente, die uns zurück in eine einfache Zeit versetzten, werden nicht selten ausgenutzt, um Degradierungen anderer Volksgruppen kundzutun – in diesem Fall ukrainische Geflüchtet. Menschen, die nichts für ihren Notstand in der Heimat können. Menschen, die genau die gleichen wertvollen Kindheitserinnerungen in sich tragen und sich zurück nach einer einfacheren Zeit sehnen.

Eine Kindheit ohne das N*-Wort – wäre das wirklich so schlimm?

Ein Text, in dem der Schreiber das N*-Wort ausschreibt, hat rassistische Inhalte. Darüber lässt sich im Jahr 2023 gar nicht diskutieren. Solche Texte kennt man von Anhängern diverser rechter und rechtsradikaler Gruppen. Sicherlich gab es Zeiten, in denen das Wort in unserem Sprachgebrauch völlig normal war – doch das bedeutet lange nicht, dass dies jene Zeiten besser macht. Man stelle sich vor, wir hätten alle eine Kindheit erlebt, in der N-Küsse nicht mehr N-Küsse genannt worden und wir auch sonst nicht mit dem Wort konfrontiert gewesen wären. Wäre das wirklich so schlimm? Hätte das Nicht-Benutzten des Wortes Kinder und Jugendliche nachhaltig belastet? Wohl kaum.

Früher war alles besser – oder nicht?
Viele blicken auf eine Kindheit zurück, in der man sich im Auto nicht anschnallen musste und beim Fahrradfahren kein Helm getragen wurde. Sicherlich fanden viele Menschen diese Einfachheit schön. Doch die Welt lebt von Veränderungen und mit wachsendem Verkehr, schnelleren Autos und einer höheren Zahl an Unfällen werden auch neue Sicherheitsmaßnahmen notwendig.
Bis vor wenigen Jahren durfte in Kneipen, Restaurants und Cafés noch geraucht werden. Jetzt nicht mehr. Sicherlich ein Ärgernis für einige Raucher und eine Freude für zahlreiche Nichtraucher. Gleichgeschlechtliche Beziehungen waren Jahre lang undenkbar – von einer Heirat ganz zu schweigen. Die wenigsten Männer kämen heute auf die Idee, eine junge Frau „Fräulein“ zu nennen, wenngleich dies früher Gang und Gebe war. Die Welt dreht sich weiter, Menschen lernen dazu und passen Regelungen und soziale Normen an das Neugelernte an.
Wer heute den Fernseher einschaltet, empfängt mehr als drei Sender – und das ganze auch noch in Farbe. Nicht zu vergessen sind Streamingdienste wie Netflix und Co., die zahlreichen Zuschauern ein umfangreiches Entertainment-Programm bieten – direkt auf dem eigenen Sofa. Smartphones, Geschirrspülmaschinen, E-Bikes und die Verfügbarkeit von nahezu allen Produkten aus aller Welt zu jeder Saison und jeder Uhrzeit sind Bestandteile des modernen Alltags. Was früher wie eine Idee aus einer dystopischen Science-Fiction-Welt erschien ist heute gar nicht mehr wegzudenken.

Allen voran Soziale Medien, wie Facebook, ohne die sich rassistische Kettenbriefe gar nicht erst verbreiten würden.